Können wir unseren Traum steuern? Und warum träumen wir?

Wir sehen Bilder, hören Stimmen, haben Gefühle, machen uns Gedanken und sind mal als Protagonist, mal als Zuschauer an der Szene beteiligt. Finden diese Erlebnisse während des Schlafs statt, handelt es sich um einen Traum. Die Ereignisse nehmen meist ihren Lauf, ohne dass wir einen Einfluss darauf hätten. Doch träumt eigentlich jeder Mensch? Was passiert während des Träumens mit unserem Körper? Und viel spannender ist die Fragestellung: Ist es möglich unsere Träume zu steuern, wenn ja, wie können wir unsere Träume beeinflussen?
Dieser Artikel fasst die aktuellen Kenntnisse aus der Schlafforschung zusammen. Neben den oben genannten Fragen klären wir zudem, welche verschiedenen Schlafphasen es insgesamt gibt und unter welchen Traumarten man unterscheidet.

Träumt jeder Mensch?

Die Antwort lautet ja. Alle Menschen haben Träume, aber nicht jeder kann sich gleich gut daran erinnern. Die einen rufen sich am nächsten Morgen mehrere nächtliche Erlebnisse ins Gedächtnis, andere sind überzeugt, nicht geträumt zu haben. Heute gehen Schlafforscher davon aus, dass jeder von uns in etwa gleich viel träumt. Ein Kind träumt etwas mehr als ein Erwachsener, das heißt, der Traumschlaf nimmt im Laufe des Lebens ab. Träume haben wir jede Nacht. Diese werden durch Phasen traumlosen Schlafs unterbrochen. Im Schnitt sind es etwa vier bis sieben Träume, die insgesamt ein bis zwei Stunden dauern. Bestimmte Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamente können unser Traumerleben verändern.

Unsere Schlafphasen

Einschlaf- und Leichtschlafphase

Unser Schlaf läuft in fünf Phasen oder Stadien ab, die sich jede Nacht mehrere Male wiederholen. Ein Zyklus dauert 90 bis 100 Minuten. In der Einschlafphase produziert die Zirbeldrüse in unserem Gehirn das Hormon Melatonin. Unser Körper entspannt sich, wir atmen flacher und regelmäßiger, die Herzfrequenz sinkt und die Körpertemperatur nimmt ab. Während der Einschlafphase können wir traumähnliche Bilder wahrnehmen, die an Halluzinationen erinnern, oder das Gefühl haben, schwerelos zu sein und plötzlich zu fallen. Bald vertieft sich die Entspannung und wir gelangen für etwa 20 bis 60 Minuten in die Leichtschlafphase. Die Aktivität unserer Gehirnwellen befindet sich in einem niedrigen Frequenzbereich, steigen jedoch periodisch, kurzfristig immer wieder stark an. Bereits hier werden Tageseindrücke oder Gedanken in einer Art Traum verarbeitet.

Tiefschlafphasen

Darauf folgen die beiden Tiefschlafphasen. Sie sind die erholsamsten Stadien unseres Schlafes. Die erste Phase dauert bis zu 60 Minuten, alle weiteren Tiefschlafphasen sind kürzer. Unser Körper ist praktisch regungslos und vollkommen entspannt. Der Körper schüttet Wachstumshormone aus, die unsere Zellen regenerieren und das Immunsystem stärken. In dieser Phase treten manchmal Phänomene wie Schlafwandeln, Zähneknirschen oder Sprechen im Schlaf auf. Der Schläfer lässt sich schwer wecken, und wenn er richtig erwacht, ist er zuerst desorientiert. Im Tiefschlaf entspannt unser Gehirn, seine Leistungsfähigkeit steigert sich und Gelerntes wird im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Träume sind hier wenig bildhaft und anschaulich. Sie wirken eher abstrakt und bestehen aus aufeinanderfolgenden Gedanken zu bestimmten Themen.

REM-Schlafphase

Wir verbleiben nicht die ganze Nacht im Tiefschlaf, sondern tauchen aus dieser Phase nach einer Weile wieder auf. Kurz kehren wir zur Leichtschlafphase zurück, um dann in den REM-Schlaf zu verfallen. Der Puls steigt an und wir atmen weniger rhythmisch, dafür heftiger. Die Muskeln hingegen sind so entspannt, dass unser Körper praktisch gelähmt ist. Das schützt uns davor, die Traumhandlungen in aktives Handeln umzusetzen und uns wild zu bewegen. Das Gehirn arbeitet jedoch auf Hochtouren. Die Großhirnrinde ist beinahe so aktiv wie im Wachzustand. Vor allem die Bereiche fürs Sehen und Hören sind erregt. Die Nerven senden ständig Impulse. Die Augäpfel bewegen sich immer wieder ruckartig hinter den geschlossenen Augenlidern. Der Schläfer träumt. Die Träume in diesem Stadium sind viel lebendiger, emotionaler und bildreicher als diejenigen in den anderen Stadien. Dafür ist unter anderem der Botenstoff Acetylcholin verantwortlich, welcher in diesem Stadium vermehrt ausgeschüttet wird. Die REM-Schlafphasen gelten als Phasen der intensiven und aufregenden Träume und werden gegen Morgen länger. Alle Schlafstadien wiederholen sich in der Nacht drei- bis sechsmal.

Warum träumen wir?

Im Schlaf träumen
Warum träumen wir?

Über den Sinn unserer Träume besteht bei Wissenschaftlern auch heute kein Einvernehmen. Einig sind sie sich darin, dass während des Träumens Eindrücke und Erlebnisse des Tages verarbeitet werden. Zudem haben äußere Geschehnisse wie Geräusche oder Gerüche einen Einfluss darauf, was der Schlafende gerade träumt. Einige Forscher sind überzeugt, dass uns Träume beim Lösen von Problemen helfen und unsere Kreativität anregen. Möglich ist auch, dass der Traum zur Gehirnreifung beiträgt, indem er neue Erfahrungen mit alten verbindet und dann abspeichert. Träume können uns auf gewisse Situationen vorbereiten und die dazu notwendigen Fähigkeiten trainieren. Während unserer nächtlichen Erlebnisse ist das limbische System sehr aktiv. Dies erklärt die Wirkung des Traums auf unsere Stimmung.

Das Erinnern und Vergessen unserer Träume

Während eines Traumes werden Gehirnregionen blockiert, die für das Speichern von Gedächtnisinhalten zuständig sind. Erinnerungen an einen Traum können wir nur im Kopf abspeichern, wenn wir mindestens drei Minuten wach sind. Menschen mit einem leichten Schlaf wachen nachts öfter auf und rufen sich so im Schnitt mehr Träume ins Gedächtnis. Studien zeigen, dass Frauen und Mädchen sich häufiger an Träume erinnern als Männer und Jungen. Auch unsere Fantasie, die Einstellung und Stress haben eine Auswirkung auf den Abruf der nächtlichen Erlebnisse. Das Vergessen der Träume könnte sogar ein Schutzmechanismus sein, um Traum und Wirklichkeit nicht zu vermischen und dadurch Verwirrung zu stiften. Wer dennoch wissen möchte, was er träumt, führt am besten ein Traumtagebuch. Eine intensive Beschäftigung mit dem Traum fördert manches Detail zutage.

Verschiedene Traumarten

Träume können positiv, negativ oder neutral sein. Grob wird zwischen REM- und Non-REM-Träumen unterschieden. Die Träume der REM-Schlafphase sind diejenigen, die sehr turbulent sind und an die wir uns eher erinnern. Die meisten Träume sind Trübträume. Diese werden vom Schläfer nicht als solche erkannt. Vier besondere Traumarten werden im Folgenden vorgestellt:

Alptraum

Alpträume treten in der REM-Phase auf. Sie sind sehr lebhaft und wirken extrem echt. Der Inhalt löst beim Träumenden Angst oder Panik aus und lässt ihn meist schweißgebadet erwachen. Er ist sich sofort bewusst, dass er geträumt hat. Das unangenehme Gefühl hält jedoch oft an.

Wiederholungstraum

Für Traumforscher sind Wiederholungsträume diejenigen Träume, welche jahrelang immer wieder auftreten. Ihr Inhalt verändert sich nur gering. Oft treten Gefühle oder Verhaltensmuster auf, die auch im wachen Leben des Betroffenen vorkommen. Typische Themen sind das Verfolgtwerden, das Zuspätkommen, Prüfungen, das Fallen, das Nacktsein oder der Tod.

Wahrtraum

Wahrträume sagen uns etwas über die momentane Lebenssituation, die Vergangenheit oder die Zukunft. Sie können uns vergangene Ereignisse aufzeigen und nochmals erleben lassen oder zukünftige Ereignisse verdeutlichen. Die Träume erscheinen uns sehr real, sind verständlich und es kommen keine Traumsymbole vor, die gedeutet werden müssten. Allerdings ist diese Traumart Gegenstand der Esoterik und es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Studien, in denen die Existenz der Wahrträume genauer belegt wird.

Luzider Traum

Beim Klartraum weiß der Schlafende, dass er träumt. Auf diese Art ist es ihm möglich, seine Trauminhalte bewusst zu steuern. Er kann selbst entscheiden, wie er handeln will. Manche Schläfer nutzen ihre luziden Träume zur Stärkung der Kreativität, zum Finden von Antworten auf bestimmte Fragen oder zur Suche von Problemlösungen. Klarträume kommen hauptsächlich während des REM-Schlafes vor. Beim luziden Traum ist ein falsches Erwachen möglich: Der Schläfer denkt, er sei aufgewacht, schläft und träumt aber in Wirklichkeit weiter. Durch Klarträume sollen auch außerkörperliche Erfahrungen möglich sein.

Wie können wir unsere Träume steuern?

Wir alle können lernen, unsere Träume bewusst zu steuern. Am besten stellen wir uns mehrmals täglich die Frage: „Träume ich gerade oder bin ich wach?“ Auf diese Art eignen wir uns eine kritische Haltung gegenüber dem eigenen Bewusstseinszustand an und die Frage wird auch während des Traumes wiederkehren. Zusätzlich sollten wir uns in der Erinnerung an unsere Trauminhalte üben. So lernen wir unsere Traumwelt besser zu verstehen. Luzide Träume werden möglich. Durch Meditation oder Achtsamkeit kann sich die Klarheit unseres Bewusstseins auch im Schlaf verstärken. Mit elektronischen Hilfsmitteln können visuelle oder auditive Reize außerhalb des Schlafenden erzeugt werden. Diese Irritation hilft uns zu erkennen, dass wir uns in einem Traum befinden.

Erkenntnisse aus der Schlafforschung

Ein gesunder Mensch träumt jede Nacht. Dabei ist der fürs Sehen zuständige Teil unserer Großhirnrinde beinahe so aktiv wie während des Wachzustandes. Wir nehmen Träume deswegen hauptsächlich in Bildern wahr. Die Gehirnregionen für Geschmacks-, Geruchs- und Tastsinn regen sich im Schlaf kaum. Zudem träumt der Mensch in Echtzeit. Das heißt, die Geschehnisse im Traum dauern genau so lang, wie sie in Wirklichkeit auch dauern würden. Frauen befinden sich im Traum öfter in Gesellschaft, Männer sind häufiger allein und zwei- bis vierjährige Kinder haben besonders viele Alpträume, weil sich in dieser Zeit die Fantasie und das Angstgefühl entwickeln. Allgemein sind sich die Wissenschaftler einig, dass wir Träume für unser körperliches und psychisches Wohlbefinden brauchen, denn wer am Traumschlaf gehindert wird, bekommt ernsthafte gesundheitliche Probleme.

Wie träumt ihr und seid ihr in der Lage eure Träume zu steuern?

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