Schlafwandeln – Wie kommt es dazu und was kann man tun?

Viele Menschen denken bei dem Wort “Schlafwandeln” automatisch an eine schlaftrunkene Person, die im Nachthemd auf dem Dach steht und die Hände dem hell leuchtenden Mond entgegenstreckt. Auch wenn das Schlafwandeln früher tatsächlich Mondsucht genannt wurde, ist es in Wahrheit viel mehr als das. Bis heute ranken sich Mythen und Unwissenheit über diese Form der Schlafstörung und viele Betroffenen wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Hier erfährst du alles, was du über das Schlafwandeln wissen musst. Wir klären dich über die Ursachen und Symptome von Schlafwandeln auf und sagen dir, ob dieses Phänomen gefährlich werden kann. Du bekommst außerdem hilfreiche Tipps, wie du dem Schlafwandeln vorbeugen kannst und in welchen Fällen du besser einen Arzt aufsuchen solltest.

Was ist Schlafwandeln?

Als Schlafwandeln oder Somnambulismus wird nächtliches, teilweises Aufwachen bezeichnet, bei dem der Betroffene automatisierte Handlungen durchführt, ohne diese steuern zu können. Meist tritt dieser Zustand zu Beginn einer Tiefschlafphase auf. Teile des Gehirns, sowie die Muskulatur werden beim Schlafwandeln in den Wachzustand versetzt, während andere Teile des Gehirns, wie das Reaktionsvermögen oder das bewusste Denken im Schlafzustand bleiben. Das hat zur Folge, dass der Schlafwandelnde orientierungslos und ohne bewusste Kontrolle über sein Handeln durchs Zimmer, durch die Wohnung oder gar auf die Straße laufen kann.

Zum Schlafwandeln zählt man mitunter folgende Handlungen:

  • sich im Bett aufsetzen
  • Schütteln von Bettdecke oder Kissen
  • aus dem Bett aufstehen und herumlaufen
  • auf Ansprechen reagieren
  • verschiedene Handlungen ausführen, wie z.B. Türen und Fenster öffnen, essen oder Licht einschalten

Typisch fürs Schlafwandeln ist, dass du dich am nächsten Morgen an keine deiner Handlungen erinnern kannst. Oft bemerkt der Schlafwandler erst, dass etwas nicht stimmt, wenn er mitten in der Nacht in der Küche aufwacht oder morgens die Wohnung anders vorfindet, als er sie abends hinterlassen hat.

Viele Schlafwandler kehren nach einem kurzen Ausflug von selbst wieder ins Bett zurück oder legen sich an einen anderen Ort, um dort weiter zu schlafen.

Beim Schlafwandeln sind die Augen meist halb oder vollständig geöffnet und die Augen haben einen starren und leer erscheinenden Blick.

Was sind die Ursachen für Schlafwandeln?

Während man früher davon ausging, dass der Mond Schlafwandeln hervorruft, so ist diese Annahme heutzutage vollständig widerlegt. Zwar kann man beobachten, dass Schlafwandler tatsächlich von Lichtquellen aller Art angezogen werden, doch gilt das nicht ausschließlich für den Mond. Dennoch gibt es einige Ursachen, die für das Schlafwandeln verantwortlich sein können.

  • mangelnde Schlafhygiene

Starker Schlafmangel kann eine Ursache für Schlafwandeln sein, da er deinen Körper in eine Art Dauerstress-Zustand versetzt. Auch ein sehr unregelmäßiger Schlafrhythmus kann das Schlafwandeln begünstigen, da dein Körper sich nicht genügend an bestimmte Zeiten für die Tiefschlafphase gewöhnen kann.

  • starkes Licht oder laute Geräusche

Auch während du schläfst nimmt dein Körper Reize in der Umgebung wahr. Grelles Licht oder laute Geräusche können deinen Schlaf so sehr stören, dass dein Körper mit Schlafwandeln reagiert.

  • hoher Stresspegel

Zu viel Stress ist in jeder Hinsicht schädlich. Auch das Schlafwandeln wird davon begünstigt, wenn du tagsüber so viele Probleme und Stresssituationen erlebst, dass dein Gehirn nachts nicht richtig abschalten kann. Das weiterarbeiten, obwohl dein Körper schläft kann eine Folge davon sein und Schlafwandeln auslösen.

  • genetische Faktoren

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Schlafwandeln vererbbar ist. In Familien, in denen mindestens ein Elternteil schlafwandelt haben die Kinder also ein erhöhtes Risiko, auch davon betroffen zu sein.

  • Unreife des Zentralen Nervensystems

Schlafwandeln tritt bei Kindern und Jugendlichen viel häufiger auf als bei Erwachsenen. Bis zu 30% aller Kinder schlafwandeln gelegentlich oder sogar regelmäßig im Laufe ihrer Kindheit. Das ist ein Hinweis darauf, dass Schlafwandeln vom noch nicht vollständig ausgereiften Zentralen Nervensystem hervorgerufen oder aber begünstigt wird. Tatsächlich gibt es zahlreiche Kinder, die mit Erreichen des Erwachsenenalters plötzlich nicht mehr Schlafwandeln.

  • andauerndes Fieber

Hohes und andauerndes Fieber versetzt deinen Körper in einen Ausnahmezustand und kann unter Umständen Schlafwandeln verursachen. 

  • andere Grunderkrankungen

In einigen Fällen ist es gar nicht das Schlafwandeln, was zu unbewussten Handlungen in der Nacht führt, sondern es sind andere Grunderkrankungen, die sich in der Symptomatik sehr ähneln. Epilepsie oder das Restless-Legs-Syndrom sind einige Beispiele für solche Erkrankungen. Auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen begünstigen das Schlafwandeln.

  • Alkohol- und Drogenmissbrauch

Menschen, die regelmäßig stark alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss ins Bett gehen, laufen ebenfalls Gefahr vom Schlafwandeln betroffen zu sein.

Wie kann man mit Schlafwandeln umgehen?

Wenn du selbst vom Schlafwandeln betroffen bist oder vielleicht dein Kind oder dein Partner, solltest du einige Dinge beim Umgang mit dem Schlafwandeln beachten.

  • Aufklärung:

Aufklärung ist das wichtigste, um besser mit der Schlafstörung umgehen zu können. Informiere dich und sprich mit anderen darüber. Vor allem sollte jeder in der Haushaltsgemeinschaft über das Schlafwandeln bescheid wissen, damit es nicht zu unnötigen Ängsten und Schrecksituationen kommt.

  • Sicherheit

Der wichtigste Punkt, den du beachten musst, wenn du dich mit dem Schlafwandeln beschäftigst, ist die Sicherheit. Schlafwandler können bei ihren nächtlichen Wanderungen in sehr gefährliche Situationen kommen, die in einigen Fällen auch schon zum Tod geführt haben. Türen, Fenster und Dachluken müssen sicher verschlossen und scharfe oder spitze Gegenstände sicher verwahrt sein. Wenn du die Möglichkeit hast nachts Strom und eventuell Gas abzustellen, kann das für zusätzliche Sicherheit sorgen. Je nachdem wie stark das Schlafwandeln ausgeprägt ist, musst du unterschiedlich weitreichende Maßnahmen treffen.

  • Nie gewaltsam aufwecken

Manch einer mag denken, es wäre das beste, den Schlafwandler einfach aufzuwecken, doch dem ist nicht so. Ganz im Gegenteil, der Eingriff von Außen in die Tiefschlafphase des Schlafwandlers kann verschiedene Gefahren bergen. Beim abrupten Erwachen, besteht gesteigerte Unfallgefahr, da durch das Schlafwandeln die Reaktionsfähigkeit auf ein Minimum herunter gefahren wird. Ärzte empfehlen den Schlafwandler behutsam wieder ins Bett zurück zu leiten. Dabei können leise, sanfte Worte helfen oder leichtes Schieben in die richtige Richtung.

Wie gefährlich ist Schlafwandeln und wann muss ich zum Arzt?

Das Schlafwandeln an sich ist ungefährlich. Es hängt vor allem von zwei Faktoren ab, ob Schlafwandeln zur Gefahr für den Betroffenen und/oder seine Mitmenschen werden kann.

  • räumliche Umgebung

Wie oben beschrieben, ist es von äußerster Wichtigkeit, dass die Umgebung des Schlafwandlers möglichst gefahrenfrei ist. Je weniger Bewegungsspielraum beim Schlafwandeln zur Verfügung steht, desto weniger Gefahrenquellen können lauern.

  • psychischer Zustand des Schlafwandlers

Vor allem bei Kindern, ist das Schlafwandeln in den allermeisten Fällen unbedenklich. Bei Menschen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, kann es beim Schlafwandeln allerdings zu aggressiven Handlungen oder gar Gewalt gegenüber sich selbst oder anderen kommen. In solchen Fällen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Wie kann Schlafwandeln diagnostiziert werden?

Da du selbst dich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern kannst, dass du nachts geschlafwandelt bist, kannst du den Hinweis darauf nur von Mitbewohnern bekommen. Wer alleine wohnt, kann sich nachts filmen, wenn er einen Verdacht auf Schlafwandeln hat. Wenn dein Partner oder dein Kind betroffen ist, musst du selbst versuchen einzuschätzen, ob eine Gefahr für denjenigen besteht oder ob das Schlafwandeln harmlos verläuft.

Auch wenn du dich einfach unwohl mit dem Wissen fühlst, dass du nachts manchmal umher streifst, kannst du jederzeit einen Arzt aufsuchen. Der erste Ansprechpartner ist hier dein Hausarzt. Er wird verschiedene Untersuchungen anstellen, um Grunderkrankungen auszuschließen und dich daraufhin an einen Schlaftherapeuten überweisen.

Einige Nächte im Schlaflabor können Klarheit über den Verlauf der Schlafstörung geben und mögliche Therapien aufzeigen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es gegen das Schlafwandeln?

Eine eindeutige Therapieform gegen das Schlafwandeln gibt es nicht. Ein Arzt wird in jedem Fall empfehlen, die Risikofaktoren zu minimieren oder wenn möglich ganz auszuschließen. Grundsätzlich sind Psychotherapien zur Stress- und Konfliktbewältigung denkbar oder auch autogenes Training und Meditation. Da Stress und Schlafmangel als Hauptursache fürs Schlafwandeln angesehen werden, gilt es vor allem diese Faktoren in der Therapie zu reduzieren.

In besonders schweren bzw. gesundheitsgefährdenden Fällen, kann eine medikamentöse Therapie angesetzt werden. Medikamente heilen das Schlafwandeln jedoch nicht, sondern lindern lediglich die Symptome für eine bestimmte Zeit. 

Fazit: 

Schlafwandeln ist ein Phänomen, dass genauso plötzlich auftritt, wie es auch wieder verschwinden kann. Wenn du dir Sorgen um dich oder eine andere Person machst oder dir das Schlafwandeln Angst bereitet, solltest du handeln und unsere Tipps zum richtigen Umgang und der Ursachenbekämpfung befolgen. Du kannst einiges tun, um das Risiko fürs Schlafwandeln klein zu halten und dich oder deine Mitmenschen zu schützen.

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