Vielleicht kennst du das auch? Wenn dein Partner schnarcht – oder du selbst – ist an ruhige, erholsame Nächte kaum zu denken. Schnarchen ist ein weitverbreitetes Phänomen, das verschiedenste Formen und Ursachen haben kann. Die sogenannte Schlafapnoe ist eine ganz besondere Art des Schnarchens und bereitet vielen Betroffenen große Sorgen.
Wir klären dich auf, wie Schlafapnoe genau zu definieren ist und worin sie sich von normalem Schnarchen unterscheidet.
Du erfährst außerdem alles über die Ursachen und Symptome einer Schlafapnoe, ob sie gefährlich ist und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Schlafapnoe?
Als Schlafapnoe oder auch Schlafapnoe-Syndrom werden Atemstörungen beim Schlafen bezeichnet. Der Wortstamm A-Pnoe kommt aus dem Griechischen und bedeutet atemlos, denn wer an Schlafapnoe leidet, hat meist unbemerkte Atemaussetzer, die mit lautem Schnarchen und einer allgemeinen Unausgeschlafenheit am Morgen einhergehen.
De Unterschied zu normalem Schnarchen liegt in der Länge der Atempausen. Kleinere Atempausen während des Tiefschlafs sind völlig normal, wobei man bei regelmäßigen Atempausen von 10-120 Sekunden Länge, die mehr als fünfmal pro Stunde auftreten, von einer Schlafapnoe ausgeht.
Das Schlafapnoe-Syndrom tritt in zwei verschiedenen Formen auf:
- Obstruktive Schlafapnoe
Beim Obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom erschlaffen beim Schlafen die Muskeln des weichen Gaumens, wodurch die Zunge in den hinteren Bereich des Rachens zurückfällt und die Luftröhre ganz oder teilweise verschließt. Der Betroffene bekommt also keine Luft, was einen mangelnden Sauerstoffgehalt im Blut verursacht, worauf der Körper mit einem Anstieg des Blutdrucks, sowie der Herztätigkeit reagiert. Durch diese Weckfunktion wird der Schlafende wach und holt die fehlende Luft meist durch mehrere, tiefe Atemzüge nach. Manche Patienten befinden sich währenddessen noch im Tiefschlaf und können sich am nächsten Morgen nicht an das häufige Aufwachen erinnern. Die Atemaussetzer können bei obstruktiver Schlafapnoe bis zu 100x in einer Nacht auftreten.
- Zentrale Schlafapnoe
Beim zentralen Schlafapnoe-Syndrom verursacht eine Fehlfunktion des Zentralen Nervensystems, dass die Atemmuskulatur von Zwerchfell und Brust nicht ausreichend beweglich ist. Die oberen Atemwege sind bei dieser Form der Schlafapnoe also nicht verschlossen, sondern die Muskeln, die zum Atmen benötigt werden geschwächt. In der Regel tritt zentrale Schlafapnoe nur bei älteren Patienten auf und muss, wenn sie nicht von anderen Krankheiten begleitet wird, nicht behandelt werden.
Was sind die Ursachen für Schlafapnoe?
Grundsätzlich kann jeder Mensch vom Schlafapnoe-Syndrom betroffen sein. Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Erkrankung jedoch und können daher als Ursachen gesehen werden. Dazu zählen:
- auf dem Rücken schlafen
- sehr unregelmäßiger Schlafrhythmus
- starkes Übergewicht
- fortgeschrittenes bis hohes Lebensalter
- die Einnahme von Schlaf- und Beruhigungstabletten
- Fehlbildungen bzw. Verformungen des Unterkiefers oder der Nasenscheidewand
- Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen als Frauen)
- übermäßiger Tabak und/oder Alkoholkonsum
- Rheuma
- Schwangerschaft
- Akromegalie
- Schilddrüsenunterfunktion
- Nasenpolypen
- vergrößerte Mandeln oder Zunge
Diese Risikofaktoren beziehen sich auf die obstruktive Schlafapnoe. Für die zentrale Schlafapnoe sind neurologische Schäden verantwortlich, die unterschiedlichste Ursachen haben können.
Welche Symptome verursacht die Schlafapnoe?
Das Hauptsymptom der Schlafapnoe sind die wiederholten Atemaussetzer während des Schlafens. Wenn der Betroffene aufwacht folgt eine kurze Phase der Hyperventilation, in der er angestrengt und übermäßig Luft holt und dabei schnarcht, röchelt oder sogar hustet.
Dieses Symptom wird von den Betroffenen oft gar nicht selbst wahrgenommen, da derjenige nach der Anstrengung sofort wieder in den Tiefschlaf zurück fällt. Meistens sind es die Bettgenossen, Partner oder Kinder, denen das unnormale Schlafverhalten auffällt und die davon geweckt werden.
Durch den unruhigen Schlaf entstehen verschiedene Folgesymptome, so fühlt sich der Betroffene z.B. morgens grundsätzlich unausgeruht und sind im Alltag vergesslich und unkonzentriert. Das liegt daran, dass das Schlafapnoe-Syndrom einen chronischen Schlafmangel verursacht, wodurch die Anfälligkeit für Depressionen und Angststörungen steigt und auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr.
Durch den Schlafmangel können auch Kopfschmerzen entstehen, sowie Erektionsstörungen beim Mann und allgemein verringerte Lust bei Frauen.
Bei Kindern kann das Schlafapnoe-Syndrom den plötzlichen Kindstod hervorrufen, kommt aber vergleichsweise nur sehr selten vor.
Wie gefährlich ist Schlafapnoe und wann muss ich zum Arzt?
Auch wenn das Schlafapnoe-Syndrom an sich nicht so bedrohlich ist wie es sich im ersten Moment anhört, da normalerweise kein Mensch daran im Schlaf erstickt, sollte es doch in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Vor allem die zweitrangigen Folgesymptome, wie eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Neigung zu psychischen Erkrankungen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Zur Zeit wird noch erforscht, welche Auswirkungen die Schlafapnoe außerdem noch auf die körperliche Gesundheit des Betroffenen hat. Es wird vermutet, dass Zusammenhänge zwischen dem Schlafapnoe-Syndrom und Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Lungenhochdruck, sowie Koronarer Herzkrankheit bestehen und eine unbehandelte Schlafapnoe diese Krankheiten zumindest begünstigt.
Wie kann Schlafapnoe diagnostiziert werden?
Wenn du den Verdacht hast, am Schlafapnoe-Syndrom zu leiden, ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt der richtige Ansprechpartner für dich. Da die Ursachen für Schlafapnoe sehr verschieden sind, gibt es nicht eine festgelegte Art und Weise eine Diagnose zu stellen. Grundsätzlich stehen dem Facharzt allerdings drei Diagnosezweige zur Verfügung.
- Vorgespräch (Anamnese)
Der Arzt wird dich zuerst zu deiner gesundheitlichen Gesamtsituation und Vorgeschichte befragen und folgende Fragen abklären:
- Welche Vorerkrankungen hast du?
- Welche Schlafgewohnheiten hast du?
- Leidest du unter Schlafstörungen?
- Hast du einen erhöhten Tabak- oder Alkoholkonsum?
- Nimmst du Schlaftabletten oder Drogen?
- Ärztliche Untersuchung
Daraufhin wird dich der Arzt auf anatomische Besonderheiten untersuchen, um vielleicht die Ursache für die Schlafapnoe zu finden. Hierbei können Nasen- oder Rachenpolypen auffällig sein, aber auch Krümmungen in der Nasenscheidewand oder eine Fehlstellung des Kiefers. Für diese Untersuchung kommen meist kleine Kamerasonden zum Einsatz, die in deine Nase eingeführt werden. Du spürst dabei keine Schmerzen und der Arzt bekommt so ein realistisches Bild von deinen Nasennebenhöhlen.
- Schlaflabor
Wenn der Arzt bei der Untersuchung keine Auffälligkeiten feststellen kann, ist das Schlaflabor die dritte Möglichkeit, um eine Diagnose stellen zu können. Im Schlaflabor wird ein Apnoe-Screening durchgeführt, bei dem die Mediziner sämtliche Atemtätigkeiten während deines Schlafes aufzeichnen. Damit eine verlässliche Diagnose gestellt werden kann, musst du damit rechnen ein oder zwei Nächte im Schlaflabor zu verbringen. Bei der sogenannten Polysomnografie wird dein Schlafverhalten analysiert, indem Elektroden auf deiner Haut platziert werden, die deine Pulsfrequenz, den Luftstrom der Atmung, die Bewegungen des Brustkorbes, sowie den Sauerstoffgehalt im Blut messen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Je nach Stärke des Schlafapnoe-Syndroms und der individuellen körperlichen Belastung, gibt es verschiedene Therapieansätze. mit der die Schlafapnoe gelindert oder sogar geheilt werden kann.
Zuallererst solltest du selbst die Risikofaktoren soweit es geht minimieren. Du kannst dir z.B. Hilfe von deinem Hausarzt holen, wenn es darum geht Körpergewicht oder auch den Alkohol- oder Tablettenkonsum zu reduzieren. Du kannst auch darauf achten, immer auf der Seite zu schlafen und einen dir möglichst regelmäßigen Schlafrhythmus anzugewöhnen. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, kommen einige andere Therapiemöglichkeiten in Frage:
- Bissschienen
Bissschienen gibt es für den Ober- und für den Unterkiefer. Sie unterschieden sich in drei Gruppen:
- Zungenextensoren: Diese Bissschiene verlagert deine Zunge in den vorderen, unteren Bereich deiner Mundhöhle
- Zungenretainer: Diese Bissschiene hält deine Zunge davon ab, in den Rachen zurück zu fallen.
- Unterkiefer-Protrusionsschienen: Diese Bissschiene verlagern deinen Unterkiefer und die Zunge leicht nach vorne, wodurch die Atemwege offen gehalten werden.
Bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe haben Bissschienen eine Erfolgsrate von 50%-70%. Die Bissschiene wird im Zahntechnischen Labor individuell für deinen Ober- bzw. Unterkiefer angepasst und angefertigt.
- CPAP-Therapie
Bei der CPAP-Beatmungstherapie wird dir während du schläfst kontinuierlicher, positiver Atemdruck über eine Art Sauerstoffmaske zugeführt. Diese Methode hat die höchste Erfolgsquote und ist daher die am meisten durchgeführte Therapieform zur Bekämpfung des Schlafapnoe-Syndroms.
Die Maske erzeugt einen Druck in deiner Lunge und deinen Atemwege, der höher ist als der Umgebungsdruck. wodurch deine Atemtätigkeit unterstützt wird und verhindert wird, dass deine oberen Atemwege erschlaffen.
Die CPAP Masken gibt es in verschiedenen Formen, durch die sich die Maske an die individuelle Gesichtsform und deine Schlafgewohnheiten anpasst.
Man dabei unterscheidet:
- Vollgesichtsmasken
- Nasenmasken
- Mund-Nasen-Masken
- Nasenlochmasken
- Beatmungshelm
Zwar ist der therapeutische Erfolg von CPAP-Masken vergleichsweise hoch, jedoch ist es nicht ganz einfach, sich an das Schlafen mit einer solchen Maske zu gewöhnen. Für viele bedarf es einiger Überwindung und mehrere Tage bis Wochen der Gewöhnung, um die Maske beim Schlaf auszublenden. Auch musst du besonders darauf achten, dass die Maske im Schlaf nicht verrutscht, da sie sonst nicht mehr richtig arbeiten kann. Ein weiterer Nachteil von CPAP-Masken ist, dass sie die Mund- und Rachenschleimhaut austrocknen können und du dich, um das zu vermeiden, ganz genau mit der richtigen Verwendung einer solchen Maske auseinander setzen musst.
- Operation
Je nachdem welche Ursache dein Schlafapnoe-Syndrom hat, kann auch ein Operation die richtige Therapieform sein. Verursachen z.B. Polypen, vergrößerte Mandeln, eine gekrümmte Nasenscheidewand oder eine Fehlbildung des Gaumens oder Kiefers deine nächtlichen Atemaussetzer, so kann eine operative Korrektur schnell Abhilfe schaffen. Eine bei Schlafapnoe häufig durchgeführte Operation ist ein Eingriff, bei dem überschüssiges Fettgewebe im Rachenbereich entfernt wird., damit dieses die Atemwege nicht weiter belasten kann.
- Nasenpflaster- und Klemmen
Während sich Nasenpflaster- und Klemmen noch vor einiger Zeit großer Beliebtheit erfreut haben, da sie einfach in der Anwendung sind und den Schlaf längst nicht so beeinträchtigen wie CPAP-Masken, wird deren Einsatz mittlerweile nicht mehr empfohlen. Die Wirkung einer einfachen Klemme auf oder in der Nase ist einfach nicht stark genug, um das Schlafapnoe-Syndrom wirklich zu lindern. Wenn du aber eine CPAP-THerapie machst, kann eine Nasenklemme zusätzlich zum Einsatz kommen.
Fazit: Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Unser Tipp ist, eine Schlafapnoe keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch wenn du dich selbst in der Nacht nicht schnarchen hörst, belastet du vielleicht deine Mitmenschen, wie Partner, Kinder oder Nachbarn. Wenn du alleine wohnst, kann es hilfreich sein, wenn du dich einmal nachts filmst, um einen Eindruck von deinen Atemaussetzern zu bekommen-so hast du eine Vorstellung davon, warum der Weg zum Arzt unumgänglich ist. Eine Therapie ist notwendig, um schlimmere Folgebeschwerden zu vermeiden. Auch wenn es dich sicherlich Überwindung kostet und je nach Therapieform einiges an Eingewöhnungszeit braucht, lohnt es sich doch, das Problem in den Griff zu bekommen. Du wirst mit einer ungewohnten Energie und Leichtigkeit belohnt werden, sobald sich deine Schlafqualität wieder verbessert hat.